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Samstag, 4. Februar 2023
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(v.l.n.r.) Hannah Traber erzählt über ihre Erlebnisse als Transsexmensch, Fredy Fässler der St.Galler Regierungsrat bietet die Plattform und auch Daniela Truffer erzählt über ihre Erlebnisse als Intersexmensch. (Bild: av)
Im Rahmen der Präsidialreihe «Was macht das Fremde mit mir?» lud der St.Galler Regierungspräsident Fredy Fässler letzte Woche zum öffentlichen Podium «Tabuthema Transund Intersexmenschen» in Buchs ein.
Buchs Fredy Fässler sucht im Rahmen seines Präsidialjahres und seiner Frage «Was macht das Fremde mit mir?» nach Antworten auf unterschiedliche Fragen, die uns derzeit beschäftigen. Am fünften Abend der Präsidialreihe lud er zum öffentlichen Podium zum Tabuthema Trans- und Intersexmenschen in Buchs ein. Seine Gäste waren Daniela Truffer, die Intersex-Aktivistin, welche zugleich mit einem unbestimmten Geschlecht geboren wurde und Hannah Traber – früher Markus Traber. Vor den knapp 30 interessierten Besucherinnen und Besuchern wurden die heiklen Fragen diskutiert.
Wie gingen Sie mit Ihrer Situation um?
Traber: Jahrzehntelang wusste niemand von meinem Problem, da ich mit niemandem darüber reden konnte. Bereits als Fünfjähriger merkte ich, dass mit mir etwas nicht stimmte, aber ich konnte es noch nicht einordnen. Später in der Pubertät fand ich es schrecklich, wie sich mein männlicher Körper entwickelte und ich hatte Angst meine Gefühle jemandem anzuvertrauen. Wenn ich heimlich die Kleider meiner Schwester trug, fühlte ich mich fantastisch, hatte aber zugleich ein schlechtes Gewissen. Trans war Ende der 60er Jahre überhaupt kein Thema und es gab keine Literatur dazu. Ich wusste nicht, was mit mir los war. Als meine Mutter dahinter kam, gab es ein furchtbares Donnerwetter. Jedoch kaufte sie mir kommentarlos Unterhosen aus einem dünnen und feinen Stoff.
Truffer: Ich fühle mich als Opfer der Medizin und verstümmelt. Ich wurde mit einem uneindeutigen Geschlechtsteil geboren. Die Ärzte waren sich uneinig, ob es ein zu kleiner Penis sei oder eine zu grosse Klitoris. Als ich zwei Monate alt war, öffneten sie meinen Bauch, darin fanden sie, zwei gesunde Hoden, welche gleich entfernt wurden. Meinen Eltern wurde gesagt, es seien verkümmerte Eierstöcke gefunden worden. Dann, als ich sieben Jahre alt war, wurde an mir eine Klitorisverkleinerung vorgenommen. Mit zwölf Jahren gab man mir weibliche Hormone. Dabei wusste ich nicht, was mit mir nicht stimmte. Dann, mit 18 Jahren, hatte ich mich zu einer Scheidenoperation überreden lassen, weil die IV diese Massnahme nur bis zum 20 Lebensjahr übernimmt. Für mich war weniger die Frage, ob ich mich als Mädchen oder als Junge fühle, sondern was tun sie mir als nächstes an?
Leben Sie in einer Partnerschaft?
Traber: Als Erwachsener lernte ich 1974 meine Ehefrau kennen und nach zwei Jahren Beziehung offenbarte ich ihr, dass ich mich als Frau fühlen würde. Diese Tatsache schockierte sie sehr, aber wir blieben trotzdem ein Paar. Einige Jahre später heirateten wir und wurden glückliche Eltern von zwei Kindern. Immer wieder versuchte ich, meine Transidentität zu verdrängen und ein Mann zu sein. Gelegentlich gelang mir das für wenige Wochen. Als meine Kinder noch klein waren, arbeiteten wir beide Teilzeit. War ich dann mit den Kindern alleine zu Hause, konnte ich mich wie eine Hausfrau fühlen und war glücklich. Nach dem Auszug unserer Kinder habe ich mich ihnen gegenüber, vor etwa sieben Jahren, geoutet. Sie haben darauf mit den Worten reagiert: 'Wenn es für dich OK ist, ist es das auch für uns'. Dies war eine sehr grosse Erleichterung für mich.
Truffer: Ich lebe mit einem Mann in einer Partnerschaft. Jedoch habe ich in meinem bisherigen Leben so viel Energie gebraucht, um mit den Folgen der Genitalverstümmelung zurechtzukommen, dass ich für Beziehung, Studium und Arbeit fast keine Kraft mehr hatte. Mit 35 Jahren hatte ich Suizid- und Zwangsgedanken. Dass ich heute noch da bin, verdanke ich einer zehnjährigen Psychotherapie, die ich zu einem Drittel selbst bezahlen musste. Viel Kraft brauche ich heute für meine Öffentlichkeitsarbeit, um gegen die Genitalverstümmelungen anzukämpfen.
Was war der entscheidende Moment, der sie zur Geschlechtsumwandlung bewegte?
Traber: Ich wollte nicht als Mann sterben. Meine Ehefrau brauchte verständlicherweise viel Zeit, um diese Tatsache zu akzeptieren, bald eine Frau statt eines Mannes an ihrer Seite zu haben. Als ich dann begonnen habe, kontrolliert Oestrogene und Antitestosteron einzunehmen, habe ich mein Coming-out in meinem Umfeld von Angesicht zu Angesicht gemacht. Die Reaktionen waren überraschenderweise durchwegs sehr positiv. Es war und ist einfach unglaublich schön, auch nach aussen endlich als Frau leben zu dürfen, die ich schon immer in meinem Innern war.
Truffer: Diese Entscheidung wurde mir genommen. Mir wurden bereits nach der Geburt ohne das Wissen meiner Eltern und ohne meine Einwilligung die Hoden entfernt und später wurde mein uneindeutiges Genital chirurgisch verkleinert. Heute ist es zwar von Gesetzeswegen verboten eine Genitaloperation vorzunehmen, wenn sie medizinisch nicht notwendig ist, aber es geschieht immer noch. Denn die Eltern werden falsch oder gar nicht beraten und die Kinder bereits vor dem zweiten Lebensjahr operiert. Bis diese Kinder erwachsen sind und Strafanzeige einreichen können, ist die Tat bereits verjährt und der Arzt kann nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden. Deshalb bin ich Aktivistin geworden und kämpfe gegen diese Genitalverstümmelungen und für die Abschaffung der Verjährungsfrist in solchen Fällen.
Was wünschen sie sich von der Politik und der Gesellschaft?
Traber: Politisch wünsche ich mir, dass Diskriminierung gegenüber Transmenschen strafbar wird. Für die Zukunft wünsche ich mir eine Gesellschaft, die allen Transmenschen gegenüber Respekt zeigt, so wie ich es erlebe.
Truffer: Die Gesellschaft ist weiter als die Politik. Von der Politik wünsche ich mir endlich ein Gesetz gegen die Genitalverstümmelungen. So, dass ich auf dem Sterbebett sagen kann, dass mein Leiden wenigstens nicht umsonst gewesen ist.
Andrea Vieira
Infobox
Die Ausdrücke Trans- und Intersexmenschen haben nichts mit der sexuellen Orientierung der jeweiligen Person zu tun. Bei Intersexmenschen sind die körperlichen Merkmale nicht eindeutig. Beispielsweise könnte bei der Geburt ein Penis nicht voll entwickelt sein und der Harnausgang befände sich nicht an der Spitze. Zudem könnten keine Hoden zusehen sein, weil sie sich allenfalls im Bauchraum befinden. Die Transsexmenschen werden mit einem eindeutigen Geschlecht geboren, fühlen sich aber nicht wohl mit diesem. Laut einer Niederländischen Studie gibt es in der Schweiz 30 000 Transsexmenschen. Bei den Intersexmenschen geht Daniela Truffer davon aus, dass zwei von 1000 Kinder mit atypischen körperlichen Geschlechtsmerkmalen zur Welt kommen.
(v.l.n.r.) Hannah Traber erzählt über ihre Erlebnisse als Transsexmensch, Fredy Fässler der St.Galler Regierungsrat bietet die Plattform und auch Daniela Truffer erzählt über ihre Erlebnisse als Intersexmensch. (Bild: av)
Im Rahmen der Präsidialreihe «Was macht das Fremde mit mir?» lud der St.Galler Regierungspräsident Fredy Fässler letzte Woche zum öffentlichen Podium «Tabuthema Transund Intersexmenschen» in Buchs ein.
Buchs Fredy Fässler sucht im Rahmen seines Präsidialjahres und seiner Frage «Was macht das Fremde mit mir?» nach Antworten auf unterschiedliche Fragen, die uns derzeit beschäftigen. Am fünften Abend der Präsidialreihe lud er zum öffentlichen Podium zum Tabuthema Trans- und Intersexmenschen in Buchs ein. Seine Gäste waren Daniela Truffer, die Intersex-Aktivistin, welche zugleich mit einem unbestimmten Geschlecht geboren wurde und Hannah Traber – früher Markus Traber. Vor den knapp 30 interessierten Besucherinnen und Besuchern wurden die heiklen Fragen diskutiert.
Wie gingen Sie mit Ihrer Situation um?
Traber: Jahrzehntelang wusste niemand von meinem Problem, da ich mit niemandem darüber reden konnte. Bereits als Fünfjähriger merkte ich, dass mit mir etwas nicht stimmte, aber ich konnte es noch nicht einordnen. Später in der Pubertät fand ich es schrecklich, wie sich mein männlicher Körper entwickelte und ich hatte Angst meine Gefühle jemandem anzuvertrauen. Wenn ich heimlich die Kleider meiner Schwester trug, fühlte ich mich fantastisch, hatte aber zugleich ein schlechtes Gewissen. Trans war Ende der 60er Jahre überhaupt kein Thema und es gab keine Literatur dazu. Ich wusste nicht, was mit mir los war. Als meine Mutter dahinter kam, gab es ein furchtbares Donnerwetter. Jedoch kaufte sie mir kommentarlos Unterhosen aus einem dünnen und feinen Stoff.
Truffer: Ich fühle mich als Opfer der Medizin und verstümmelt. Ich wurde mit einem uneindeutigen Geschlechtsteil geboren. Die Ärzte waren sich uneinig, ob es ein zu kleiner Penis sei oder eine zu grosse Klitoris. Als ich zwei Monate alt war, öffneten sie meinen Bauch, darin fanden sie, zwei gesunde Hoden, welche gleich entfernt wurden. Meinen Eltern wurde gesagt, es seien verkümmerte Eierstöcke gefunden worden. Dann, als ich sieben Jahre alt war, wurde an mir eine Klitorisverkleinerung vorgenommen. Mit zwölf Jahren gab man mir weibliche Hormone. Dabei wusste ich nicht, was mit mir nicht stimmte. Dann, mit 18 Jahren, hatte ich mich zu einer Scheidenoperation überreden lassen, weil die IV diese Massnahme nur bis zum 20 Lebensjahr übernimmt. Für mich war weniger die Frage, ob ich mich als Mädchen oder als Junge fühle, sondern was tun sie mir als nächstes an?
Leben Sie in einer Partnerschaft?
Traber: Als Erwachsener lernte ich 1974 meine Ehefrau kennen und nach zwei Jahren Beziehung offenbarte ich ihr, dass ich mich als Frau fühlen würde. Diese Tatsache schockierte sie sehr, aber wir blieben trotzdem ein Paar. Einige Jahre später heirateten wir und wurden glückliche Eltern von zwei Kindern. Immer wieder versuchte ich, meine Transidentität zu verdrängen und ein Mann zu sein. Gelegentlich gelang mir das für wenige Wochen. Als meine Kinder noch klein waren, arbeiteten wir beide Teilzeit. War ich dann mit den Kindern alleine zu Hause, konnte ich mich wie eine Hausfrau fühlen und war glücklich. Nach dem Auszug unserer Kinder habe ich mich ihnen gegenüber, vor etwa sieben Jahren, geoutet. Sie haben darauf mit den Worten reagiert: 'Wenn es für dich OK ist, ist es das auch für uns'. Dies war eine sehr grosse Erleichterung für mich.
Truffer: Ich lebe mit einem Mann in einer Partnerschaft. Jedoch habe ich in meinem bisherigen Leben so viel Energie gebraucht, um mit den Folgen der Genitalverstümmelung zurechtzukommen, dass ich für Beziehung, Studium und Arbeit fast keine Kraft mehr hatte. Mit 35 Jahren hatte ich Suizid- und Zwangsgedanken. Dass ich heute noch da bin, verdanke ich einer zehnjährigen Psychotherapie, die ich zu einem Drittel selbst bezahlen musste. Viel Kraft brauche ich heute für meine Öffentlichkeitsarbeit, um gegen die Genitalverstümmelungen anzukämpfen.
Was war der entscheidende Moment, der sie zur Geschlechtsumwandlung bewegte?
Traber: Ich wollte nicht als Mann sterben. Meine Ehefrau brauchte verständlicherweise viel Zeit, um diese Tatsache zu akzeptieren, bald eine Frau statt eines Mannes an ihrer Seite zu haben. Als ich dann begonnen habe, kontrolliert Oestrogene und Antitestosteron einzunehmen, habe ich mein Coming-out in meinem Umfeld von Angesicht zu Angesicht gemacht. Die Reaktionen waren überraschenderweise durchwegs sehr positiv. Es war und ist einfach unglaublich schön, auch nach aussen endlich als Frau leben zu dürfen, die ich schon immer in meinem Innern war.
Truffer: Diese Entscheidung wurde mir genommen. Mir wurden bereits nach der Geburt ohne das Wissen meiner Eltern und ohne meine Einwilligung die Hoden entfernt und später wurde mein uneindeutiges Genital chirurgisch verkleinert. Heute ist es zwar von Gesetzeswegen verboten eine Genitaloperation vorzunehmen, wenn sie medizinisch nicht notwendig ist, aber es geschieht immer noch. Denn die Eltern werden falsch oder gar nicht beraten und die Kinder bereits vor dem zweiten Lebensjahr operiert. Bis diese Kinder erwachsen sind und Strafanzeige einreichen können, ist die Tat bereits verjährt und der Arzt kann nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden. Deshalb bin ich Aktivistin geworden und kämpfe gegen diese Genitalverstümmelungen und für die Abschaffung der Verjährungsfrist in solchen Fällen.
Was wünschen sie sich von der Politik und der Gesellschaft?
Traber: Politisch wünsche ich mir, dass Diskriminierung gegenüber Transmenschen strafbar wird. Für die Zukunft wünsche ich mir eine Gesellschaft, die allen Transmenschen gegenüber Respekt zeigt, so wie ich es erlebe.
Truffer: Die Gesellschaft ist weiter als die Politik. Von der Politik wünsche ich mir endlich ein Gesetz gegen die Genitalverstümmelungen. So, dass ich auf dem Sterbebett sagen kann, dass mein Leiden wenigstens nicht umsonst gewesen ist.
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Die Ausdrücke Trans- und Intersexmenschen haben nichts mit der sexuellen Orientierung der jeweiligen Person zu tun. Bei Intersexmenschen sind die körperlichen Merkmale nicht eindeutig. Beispielsweise könnte bei der Geburt ein Penis nicht voll entwickelt sein und der Harnausgang befände sich nicht an der Spitze. Zudem könnten keine Hoden zusehen sein, weil sie sich allenfalls im Bauchraum befinden. Die Transsexmenschen werden mit einem eindeutigen Geschlecht geboren, fühlen sich aber nicht wohl mit diesem. Laut einer Niederländischen Studie gibt es in der Schweiz 30 000 Transsexmenschen. Bei den Intersexmenschen geht Daniela Truffer davon aus, dass zwei von 1000 Kinder mit atypischen körperlichen Geschlechtsmerkmalen zur Welt kommen.
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