Aurelia Keel und Claudia Peter
betreiben ab dem 26. November das Adventskafi "Stock".
Am Olma-Umzug in St. Gallen Mitte Oktober präsentierten sich auch die St. Galler Ortsgemeinden. Aber was macht denn eine Ortsgemeinde überhaupt genau? Die Ortsgemeinde St.Margrethen im Porträt.
St.Margrethen Eine Ortsgemeinde ist ein Zusammenschluss von Per-sonen, die das Bürgerrecht der je-weiligen Gemeinde besitzen. Der Ortsgemeinde können unter anderem historische Liegenschaften, Alpen und Wälder gehören. Sie unterhalten und pflegen diese Güter. Ortsgemeinden waren Jahrhunderte lang die Gemeinden selbst, bis Napoleon Bonaparte die Schweizer 1798 zu einer neuen vierstufigen Ordnung zwang: Munizipalgemeinde, Distrikt, Kanton und Republik.
Bei der Gründung des Kantons St.Gallen 1803 übernahmen die politischen Gemeinden immer mehr Aufgaben der Ortsgemeinde. Den Einwohnern der politischen Gemeinden wurden die politischen Rechte auf einen Grossteil der Güter übertragen, die Ortsgemeinden blieben im Besitz eines Teils des Vermögens und übernahmen weiterhin verschiedene öffentliche Aufgaben. Dabei sind unter anderem gemeinnützige, kulturelle und andere Aufgaben im öffentlichen Interesse. Eine der wichtigen Aufgaben ist die Bewahrung der Geschichte. Leistungen der Ortsgemeinde kommen der Allgemeinheit zugute und werden vielfach im Hintergrund erbracht. Die Ortsgemeinden finanzieren sich unter anderem durch die Mietzinsen der Pachtflächen, die sie beispielsweise Landwirten zu Verfügung stellen.
Der Verband der St. Galler Ortsgemeinden zählt 102 Mitglieder. Dazu gehört auch die Ortsgemeinde St. Margrethen. Diese ist unter anderem im Besitz des Torkels Romenschwanden, des Naturschutzgebiets Eselschwanz, des Strandbads Bruggerhorn, der Pflanzgärten St. Margrethen, von 150 Hektaren Wald und der Burgruine Grimmenstein. Um die letztgenannte weiterhin zu erhalten, wurde in diesem Jahr eine erneute Sanierungsetappe durchgeführt. Diese Sanierungsarbeiten konnten von über 80 interessierten Einwohnerinnen und Einwohnern am 10. August betrachtet werden. «Die Burgruine Grimmenstein ist ein beliebtes Ausflugsziel in St. Margrethen und ein regionaler Leuchtturm mit grosser Anziehungskraft. Wir wollen euch heute die zweite Bauetappe der Sanierung vorstellen. Diese beinhaltet die Sicherung und der Sichtbarkeit der Grundmauern der Ruine», erklärte Rolf Künzler, Präsident der Ortsgemeinde St. Margrethen. Am Anlass wurden die einzelnen baulichen Schritte durch Burgenspezialist Jakob Obrecht erklärt, man konnte mithilfe der Mitarbeiter der Gautschi AG selbst das Steinmetz-Handwerk erkunden, der Kantonsarchäologe Martin Schindler brachte den Besuchern die Geschichte der Burgruine näher und Önologe Jens Junkert zeigte im Rebberg sein Handwerk auf.
1254 erscheint die Familie von Grimmenstein mit Konrad erstmals in den Urkunden. Dieser Dienstmann des Abtes von St.Gallen gehörte ursprünglich zur Familie von Falkenstein und nannte sich seit der Errichtung der namengebenden Burg «von Grimmenstein». Die Familie von Falkenstein/von Grimmenstein starb kurz vor 1315 aus. Deshalb übergab der Abt von St.Gallen die Burg 1315 dem Freiherrn Wilhelm von Enne aus dem Südtirol. Dieser soll durch die Habsburger von seiner Stammburg im heutigen Montan, südlich von Bozen, vertrieben worden sein. Grimmenstein war unter den von Enne mindestens drei Mal in kriegerische Ereignisse verwickelt: 1361 wurde sie in einer Fehde erobert. 1405 zerstörten sie Appenzeller und St.Galler teilweise. Nach 1410 bauten Georg II. und Wilhelm VI. von Enne die Burg wieder auf. Die Brüder gerieten wegen eines Überfalls auf ein Schiff mit der Stadt Konstanz in Konflikt. Georg II. wurde deswegen in Konstanz verhaftet und vor Gericht gestellt. Im Austausch gegen die Freiheit musste er versprechen, seine Burg zu zerstören. Nach Aegidius Tschudis Chronik sollen 1416 mehr als sechzig Mann acht Tage damit beschäftigt gewesen sein, sie zu brechen. Die Ruine diente danach lange als Steinbruch. Mit Georg II. starb die Familie von Enne 1436 aus. Die der Ortsgemeinde St.Margrethen gehörende Ruine liegt auf einem Felssporn und ist durch einen Halsgraben geschützt. Die Burg bestand aus einem Wohnturm (15x15 Meter) mit 2,5 Meter dicken Mauern, die auf der Feindseite auf 3,5 Meter verstärkt waren. Der Turm besass mindestens vier Geschosse. Im ersten Stock sind Reste des Hocheingangs erhalten, Balkenlöcher auf der Aussenseite zeigen ehemalige Lauben oder Wehrgänge an. Auf der dem Feind abgewandten Seite des Turms lag der von einer Umfassungsmauer umgebene Burghof mit Wohn- und Wirtschaftsbauten sowie einer mehrere Meter tiefen, in den Sandstein eingehauenen Zisterne. Ein Torbogen wurde rekonstruiert. 1936–1938 wurde die Anlage ausgegraben und gesichert. Dabei stiess man auf einen Zerstörungshorizont, der neben Resten verbrannter Kachelöfen auch viele Metallfunde enthielt. Die zahlreichen Geschossspitzen stammen wohl von den kriegerischen Ereignissen. Im Schutt fand sich zudem ein noch voll funktionsfähiges Steckschloss.
Um ihre Arbeit der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, veranstaltet die Ortsgemeinde St. Margrethen jedes Jahr einen Anlass, an dem sie einen Teil ihrer Arbeit vorstellt – wie im August die Burgruine Grimmenstein. In den News der Ortsgemeinde lautet der Eintrag vom 19. September 2024: «Die Arbeiten an der Burgruine Grimmenstein neigen sich dem Ende zu. Wenn die Schlussarbeiten nach Plan verlaufen, kann das St. Margrether Denkmal noch in diesem Jahr wieder für die Öffentlichkeit freigegeben werden.»
Wer mehr über die Arbeit der St.Galler Ortsgemeinden erfahren möchte, findet mehr Informationen unter:
Von Manuela Müller
Quellen Geschichte Burgruine Grimmenstein: www.sg.ch
Quelle Erläuterung Ortsgemeinde:
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