Die Theatergruppe Heldsberg
führt im März das Stück «Das ist Chefsache» auf
Auf dem Firmengelände der SFS Group in Heerbrugg soll in Zukunft ein Windrad stehen. Am Mittwoch, 13. März wurde über das geplante Windenergie-Projekt «RhintlWind» informiert. Dabei wurden die Vor-, aber auch die Nachteile thematisiert.
Heerbrugg Die Aula der Kantonsschule Heerbrugg wurde vorgängig für den Informationsanlass am 13. März mit 250 Stühlen bestückt. Diese Plätze reichten für die Anzahl der Interessierten an diesem Abend aber nicht aus. Es wurde fleissig nachgestuhlt und schlussendlich die Aula geöffnet, um den circa 300 Leuten, die sich in der Kantonsschule eingefunden haben, einen Platz zu bieten.
Bereits in der Begrüssung von Moderator Philipp Gemperle wurde betont, dass Windenergieanlagen polarisieren. Dies wurde schon vor dem Eingang spürbar, als zwei Männer einen Flyer der «IG Gegenwind Au-Heerbrugg» verteilten, der zur Einsprache gegen die «geplante Grosswindanlage» aufruft.
Den Start der Referate machte der CEO der SFS Group, Jens Breu. Er schätze den offenen Austausch und die Demokratie, die bei diesem Projekt herrsche. Er selbst arbeitet bereits seit 1995 bei der SFS Group und habe damals als Werkzeugmacher seine ersten Schritte in der Firma gemacht. «Wir übernehmen Verantwortung», steht gross auf der Leinwand hinter ihm geschrieben. Die Firma übernehme laut Jens Breu nicht nur Verantwortung für die Gesellschaft, sondern auch für die Umwelt. «Die Firma SFS hat im Jahre 1988 die ersten fünf Solarpanels auf dem Dach installiert. Mittlerweile haben wir die grösste zusammenhängende Solaranlage im Kanton St.Gallen und unsere Möglichkeiten, noch mehr Solarmodule zu installieren, sind fast ausgeschossen», erklärt der CEO. Deshalb wurde nach einer anderen Chance gesucht und hinterfragt, welche Technologien man noch für die Energiegewinnung nutzen kann.
Das geplante Windrad ergänze laut Jens Breu die bereits vorhandene Photovoltaikanlage ideal, da zwei Drittel der Windstromproduktion im Winter anfalle. Zudem werde der CO₂-Verbrauch reduziert und der Anteil der erneuerbaren Energien erhöht. «Wir sind ein Technologieunternehmen. Der Umgang mit Technologie und Innovation gehört zu unserer DNA. Deshalb möchten wir diese auch nutzen», so Jens Breu. Zudem sollen bei der eigenen Energiegewinnung Kosten reduziert und die Abhängigkeit von fossiler Energie durch Konfliktgebiete minimiert werden. Dadurch werde die Unabhängigkeit durch eigenen Strom weiter gestärkt. Die Windenergieanlage soll eine jährliche Stromgewinnung von 5 GWh und eine Einsparung von rund 2'000 Tonnen CO₂ pro Jahr bewirken. «Die Standortgemeinde Au, die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz und der Verein St. Galler Rheintal unterstützen unser Projekt», betont der CEO der SFS Group.
Claudio Winter, Bereichsleiter Infrastruktur und Energie und Projektleiter, erläuterte im nächsten Referat, wie weit das Projekt bereits fortgeschritten und wie die Machbarkeitsstudie vonstattengegangen sei. «Die Machbarkeitsstudie wurde anhand einer Referenzanlage durchgeführt», erklärt der Projektleiter. Das Windrad solle schlussendlich eine Gesamthöhe von 220 Meter aufweisen, ein 3,5 Meter tiefes Betonfundament und dieses soll einen Durchmesser von 26 Metern haben. Die Ziele dieser Machbarkeitsstudie seien einerseits die Bestätigung der Standortwahl und des Produktionspotenzials, aber auch die Auswirkungen der Anlage beim Bau und Betrieb auf Raum und Umwelt sowie das Darlegen der Massnahmen zur Lösung von Konflikten aufzeigen. «Der Bau des Windrades erfordert verschiedene Gutachten wie beispielsweise die Auswirkungen der Anlage auf die Fauna wie zum Beispiel Vögel und Fledermäuse, die Landschaft und das Ortsbild, aber auch die Erschliessung und Netzanbindung der Windenergieanlage», erläutert Claudio Winter. Die Anlage müsse laut dem Projektleiter auch weniger als halb so laut wie das Werk der SFS selbst sein: «Unter Volllast ist die Windenergieanlage leiser als eine ruhige Unterhaltung.» Denn laut der aufgezeigten Grafik liegt das Windrad bei einer Entfernung von 250 Metern unter Volllast bei einem Wert von gerade mal 50 dB(A). Zudem wurde durch die Machbarkeitsstudie laut dem Projektleiter das Energiepotenzial von 5 GWh bestätigt.
Mit seiner Höhe von 220 Metern ist das Windrad ein grosses Projekt, das auch seine Schatten in benachbarte Gebiete wirft. Laut der meteorologisch wahrscheinlichen Schattenwurfdauer wird dabei mit circa 8 Stunden pro Kalenderjahr gerechnet. Um die gesetzten Grenzwerte einzuhalten, werde die Anlage mit einem Schattenwurfdetektor ausgestattet. Dieser stellt sicher, dass die Anlage bei einer potenziellen Übertretung der Richtlinien die Anlage abgeschaltet wird. Dies während etwa 24 Stunden pro Jahr.
Um den Eiswurf der Anlage zu verhindern, wird sie mit Eisdetektoren und einer Blattspitzenheizung ausgerüstet sein. «Der Eiswurf muss auch aus Effizienzgründen verhindert werden. Zudem zeigen Windenergieanlagen in Berggebieten, dass diese technischen Lösungen funktionieren», so der Projektleiter.
Was den Schutz der Vogel und Fledermäuse anbelangt, habe man mit den entsprechenden Experten wie einem spezialisierten Umweltbüro oder auch der Vogelwarte Sempach diverse Erhebungen durchgeführt. Dabei wurden temporäre Abschaltungen des Windrades bereits in die Messungen und den Energieertrag mit einberechnet. Dabei wird vor allem beim Schnitt und dem Güllen der Wiese unterhalb des Windrades ein besonderes Augenmerk auf die Abschaltung der Anlage gelegt.
«Die Windenergieanlage hat keine negativen Auswirkungen auf schützenswerte Ortsbilder oder Schutzgebiete», erklärt Claudio Winter. Dazu führte die Firma SFS eine Landschaftsbeurteilung auf Basis der Sichtbarkeitsanalyse durch. Wer sich selbst ein Bild vom zukünftigen Windrad in seiner Umgebung machen möchte, kann sich mit der App der Firma «Echtzeit» eine fotorealistische Visualisierung über das Handy machen lassen, die von jedem Standort aus erstellbar ist. Der Zugang zu dieser App kann über www.rhintlwind.ch angefordert werden.
Gesundheitliche Probleme durch Windräder?
Dr. Berhard Wälti, ein ehemaliger Hausarzt betrachtete zusammen mit den Interessierten den gesundheitlichen Aspekt des Projekts: «Der Infraschall des Windrades liegt unter der Hörfläche des Menschen. Das heisst unter 16 Hertz. Für Tiere wie beispielsweise Elefanten, Giraffen und Blauwale sind diese Frequenzen hörbar und werden unter anderem zur Kommunikation genutzt.» Das Einzige, das man sicherlich wahrnehme, sei das Vorbeiziehen des Windradflügels, wenn man sich unmittelbar vor einem Windrad befinde. «Windräder gehören grundsätzlich nicht in ein dicht besiedeltes Gebiet, jedoch sehe ich beim Standort der SFS keine Bedenken. Windräder sollten in geeigneten Gebieten nicht durch Fake News verhindert werden.», so Dr. Bernhard Wälti.
Von Manuela Müller
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