Die Theatergruppe Heldsberg
führt im März das Stück «Das ist Chefsache» auf
Die wohl schönste aller Kopfbedeckungen an der Fasnacht ist der «Botzehuet» des Röllelibutzen Vereins Altstätten. Wie dieser gemacht wird und auf was man dabei alles achten muss, verrät die «Hutmacherin» der Röllibutzen Susy Zenhäusern.
Altstätten Beim Fasnachtsumzug in Altstätten gehört der Röllelibutzen Verein Altstätten als Organisator der Fasnacht selbstverständlich dazu. Die Röllelibutzen sind jeweils mit einem dunklen Veston, einer weissen Hose, einer roten oder dunklen Weste, schwarzen Stiefeln und Brustbändern in den Farben des Altstätter- und St.Gallerwappens gekleidet. Dazu wird der «Röllelibutz» mit einer fleischfarbenen Maske und einer Wasserspritze ausgestattet. Was an ihrer Kleidung besonders auffällt, ist der bunte Hut, den sie auf dem Kopf tragen.
Kein «Botzehuet» gleicht dem anderen, wenn man Susy Zenhäuserns Arbeitszimmer betritt. Mal sind die Federn ganz weiss, mal widerspiegeln sie die Farben des Altstätter Stadtwappens. «Der Hut des Präsidenten hat ausschliesslich weisse Federn», erklärt sie und ergänzt: «Er ist auch der einzige, bei dem auf der Hinterseite des Hutes das Altstätter Untertor abgebildet ist.» Ansonsten haben die Hüte ähnliche Merkmale wie Blumen und Früchte, Federn und auch die Kugeln. Alle diese Einzelteile des Hutes haben eine Bedeutung: Beispielsweise symbolisieren die Federn die Gerichtsbarkeit, die Blumen und Früchte die Fruchtbarkeit.
Der «Botzehuet» wird helmartig aufgebaut. Die Grundlage für den prächtigen Kopfschmuck der Röllelibutzen ist ein Filzhut mit einem Drahtgestell. «In der früheren Zeit wurde jede Blume und jede Frucht einzeln an den Hut gedrahtet, dementsprechend wog der Hut auch einiges mehr als die zwei bis fünf Kilogramm von heute», erzählt Susy Zenhäusern. Heutzutage werden die Einzelteile des Hutes jeweils wieder neu angeklebt. Der vordere Teil des Hutes, unter den Kennern «Schnora» genannt, wird mit verschiedenen goldenen oder silbernen Kügelchen aus Glas bestückt. Links und rechts davon führen bunte Bänder mit Kugeln aus Plastik zum hinteren Teil des Hutes. Oberhalb der «Schnora» sind verschiedene Blumen, Ähren und Früchte platziert. «Dabei wird bei der Auswahl natürlich beachtet, dass es sich um Früchte und Blumen handelt, die wir auch bei uns in der Region finden», betont die «Hutmacherin».
Jeder Hut ist somit einzigartig. Auf der Vorder- oder Rückseite werden je nach Geschmack noch verschiedene Verzierungen, wie zum Beispiel das aus Perlen gefertigte Altstätter Stadtwappen eingearbeitet. Zudem werden am hinteren Teil des Hutes farbige Bänder befestigt. Den obersten Teil des Hutes zieren Federn in den verschiedensten Farben. Bei den Hüten der Kinder sei die Auswahl der Federn ein wenig freier, bei den Erwachsenen halte man sich eher an die klassischen Farben des Altstätter und St.Galler Wappens. Damit der Hut auch richtig sitzt, wird er mit einem Lederband am Kopf befestigt.
Susy Zenhäusern ist momentan die Einzige, die die Hüte der Röllelibutzen repariert und herstellt. «Ich habe vor etwa 15 Jahren damit begonnen, die Arbeiten von Rita Städler zu erlernen und zu übernehmen. In dieser Zeit habe ich fünf Hüte selbst hergestellt», erinnert sie sich. Der älteste Hut, der sich im Lager der Röllelibutzen befindet, sei etwa um die 80 bis 90 Jahre alt. Damit man das Alter des Hutes in Zukunft besser bestimmen kann, baut die «Hutmacherin» eine aktuelle Tageszeitung in den Hut ein, um auch nach vielen Jahren zu wissen, wie alt der Hut ist. Die Herstellung eines «Botzehuet» benötige in der Regel um die 20 bis 25 Stunden. «Ich fertige jeweils den Hut Teil um Teil, gehe zwischendurch aber auch mal in die Küche, um einen Kaffee zu trinken. Wenn mir der Hut dann beim Betreten des Arbeitszimmers so nicht gefällt, wird er angepasst, bis er mir gefällt», erklärt Susy Zenhäusern. Ihren allerersten Hut hat sie für ihren Mann, den OK-Präsidenten des Röllelibutzen Vereins gefertigt: «Auf dem Hut befindet sich die Altstätter Eiche, in deren Nähe wir jahrelang gewohnt haben.»
Die «Hutmacherin» des Röllelibutzen Vereins ist auch während der Fasnacht im Einsatz: «Dafür habe ich meinen kleinen Notfallkoffer, in dem die verschiedenen Einzelteile für die Reparatur verstaut habe. Es kann gut mal passieren, dass ein Hut umkippt oder während des Tragens des Hutes ein Kügelchen abfällt.» In diesem Fall wird der «Patient» direkt vor Ort repariert. Ansonsten bringt Susy Zenhäusern alle Hüte, die einen Defekt aufweisen, vor der Fasnacht wieder auf Vordermann. So dass dem schillernden Auftritt der Altstätter Röllelibutzen nichts im Weg steht.
Von Manuela Müller
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